Von Klischees und anderen Unartigkeiten...

Gestern habe ich mich dabei erwischt, wie ich das Klischee einer ausgewachsenen Bibliothekarin erfüllt habe: Ich habe gelesen. In der Öffentlichkeit. Und vor allem in der BIBLIOTHEK. Fehlte nur noch der Dutt und der strenge Blick und das Gesamtbild wäre komplett gewesen. Dabei wollte ich nur mal einen ganz, ganz kurzen Blick in dieses Buch werfen und habe mich dann leider etwas festgelesen.
Hier fehlen nur noch die Brille
und ganz viele Bücher im Hintergrund
und das "Klischee" einer Bibliothekarin wäre perfekt...
Bild: Pixabay

Wenn Sie sich jetzt mal einen kurzen Augenblick Zeit nehmen und darüber nachdenken, was wir Bibliotheksmenschen eigentlich den ganzen Tag so tun, dann fallen Ihnen wahrscheinlich die offensichtlichen Arbeiten sofort ein: Bücher und andere Medien suchen und finden, diese hegen und pflegen und sie an ihren Platz stellen und vielleicht noch telefonieren.

Dabei dürfen wir noch viele andere lustige Sachen machen:

  • wir schauen, welche neuen, interessanten Medien sich bald auf den Weg zu uns machen dürfen
  • wir begrüßen die Neuankömmlinge, welche den Weg von den Buchhandlungen, den Elektrofachmärkten und Bibliotheks-Online-Shops usw. zu uns gefunden haben, feierlich und kleben ihnen Schilder auf den Rücken, damit wir sie später auch wieder finden
  • wir kleiden unsere neuerworbenen Bücher, Gesellschaftsspiele usw. neu ein (damit keiner  neidisch wird, bekommen alle die gleiche schicke Schutzfolie)
  • wir schlagen alle unsere neuen Medien mit Worten, damit wir sie später noch schneller als schnell wieder finden (und ja, das war ein Wortspiel, denn in Fachkreisen nennt sich dieser Schritt auch "Verschlagwortung")
  • wir jonglieren mit Zahlen und achten peinlichst genau darauf, dass alles seine Richtigkeit hat
  • wir überzeugen unsere PC´s davon, dass sie das tun, was sie tun sollen und nicht das, was sie  tun wollen (meistens nämlich nichts...)
  • wir ärgern uns über Word, weil sich beim Verschieben von Bildern und anderen Feinheiten immer gleich ganze Polkappen verschieben (ok, ich gebe zu, dass ich diesen Punkt aus rein persönlichen Gründen mit rein geschummelt habe)
  • wir zähmen vor den Öffnungszeiten kleine, süße Drachen und zeigen ihnen, was man in einer Bibliothek alles machen kann
  • wir schauen uns nach neuen Trends um und versuchen, diese in unseren Berufsalltag zu integrieren
  • wir schreiben ganz nebenbei auch an einem kleinen, aber feinen Blog...

Diese kleine Liste zeigt nur einen Bruchteil der Arbeiten, die täglich bei uns anfallen, aber ich wollte Sie jetzt nicht mit einer ellenlangen Aufzählung langweilen. Wenn Sie Lust auf "mehr" haben können Sie auch gern an einer von unseren öffentlichen Führungen teil nehmen, welche einmal im Quartal statt findet oder Sie fragen einfach meine Kollegen vor Ort...

Fast täglich haben wir mit unseren eigenen Klischees und Vorurteilen zu kämpfen. Wirft man allerdings mal einen Blick hinter die Fassade, stellt man sehr schnell fest, dass nichts so ist, wie es scheint. (Obwohl einige ältere Autofahrer mit Hut das Klischee wahrhaft meisterlich beherrschen und vor allem doppelt und in Signalfarben unterstreichen.)

Vielleicht trinken ja gar nicht alle Russen gern Wodka, vielleicht tragen nicht alle Veganer Ökolatschen und Rastazöpfe, vielleicht mögen nicht alle Hasen Ostern, vielleicht schummeln ja nicht alle Angler bei der Größe (von was auch immer), vielleicht haben ja nicht alle Fahrkartenkontrolleure, Politessen, Blitzer-Aufbauer usw. eine sadistische Ader, vielleicht essen ja nicht alle Ossis gern Bananen...

Und vielleicht und nur vielleicht gibt es irgendwo auf der Welt einen erwachsenen Menschen, der gänzlich ohne Klischees und anderen Unartigkeiten auskommt...

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